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21.8.23 19:30 Uhr
Buchlesung mit Gabriel Baunach:
"Hoch die Hände, Klimawende"

Klima-Motivationsabend: Hoch die Hände, Klimawende!

Gabriel Baunach stellt sein druckfrisches Buch bei den Aachener „meffi.s“ vor

 
Aachen. Lesung und Austausch stehen im Zentrum des Klima-Motivationsabends in der Mefferdatisstraße 14-18 in Aachen am Montag, 21. August, 19:30 Uhr. Klima-Experte Gabriel Baunach liest aus seinem in der Edition Michael Fischer erschienenen Buch „Hoch die Hände, Klimawende!“ und gibt Antworten auf viele Fragen, die sich immer mehr Menschen angesichts der zunehmenden Klimakrise stellen.

 

Wie können wir Ohnmacht, Frustration und schlechtes Klimagewissen überwinden? Wie ist es möglich, Wirkungsvolles für den Klimaschutz zu leisten, ohne zu viel Askese und Verzicht? Was ist jetzt zu tun, um die Klimawende zu beschleunigen? „Mir ist es ein zentrales Anliegen, den erfrischend neuen und positiven Klima-Handabdruck zu erklären und mit einigen Fußabdruck-Irrtümern und -Fallen aufzuräumen“, erklärt Gabriel Baunach (30). „Denn so lassen sich viele Tonnen CO2 im privaten Alltag, im Beruf, beim gesellschaftlichen Engagement oder mit der politischen Stimme einsparen“, so Baunach, der sich schon im Alter von 14 Jahren mit der Klimakrise anfing zu beschäftigen. Baunach studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen und im Ausland, spezialisierte sich auf Energietechnik und nahm mit dem UN-Klimasekretariat an der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid teil. Seit 2020 betreibt er die Klima-Aufklärungsplattform „Climaware“, produziert Klima-Podcats und hält Vorträge über den aktuellen Stand der Klimakrise und den Klima-Handabdruck.


Der Eintritt kostet 3 EUR.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es gibt jedoch nur etwa 45 Plätze. Einlaß ist ab 19:15 Uhr
Das Buch kann am Abend der Lesung erworben und von Gabriel Baunach signiert werden.

 

Buch:
Gabriel Baunach: „Hoch die Hände, Klimawende! Warum wir mit der Holzzahnbürste nicht die Erderwärmung stoppen – und wo unsere wirklichen Hebel sind.“ München, Edition Michael Fischer GmbH, 18,00 Euro, 304 Seiten, ISBN-13: 978-3-7459-1842-7, erscheint am 22.08.2023.

 

 

 

Kurzinterview mit Gabriel Baunach

1. Welche AHA-Momente haben dazu geführt, dich so intensiv mit dem Thema Klimaschutz zu beschäftigen?

Im Alter von 14 Jahren bekamen wir in der Schule die Klima-Doku „Eine unbequeme Wahrheit“ des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore gezeigt. Die prognostizierten Folgen der menschengemachten Erderhitzung haben mich damals ziemlich schockiert. So richtig verstanden, wie dringend die Klimakrise ist, habe ich jedoch erst 2018, als der Weltklimarat IPCC seinen Sonderbericht veröffentlichte und Greta Thunberg mit Fridays For Future loslegte. 
 
 
2. Wie unterscheidet sich der Klima-Handabdruck vom CO2-Fußabdruck und weshalb ist das Konzept des Klima-Handabdrucks wirkungsvoller?
 
Mit der Idee des CO2-Fußabdrucks wird das Klimaproblem seit 20 Jahren individualisiert. Das heißt, Sätze wie „Iss kein Fleisch“, „Fahr Fahrrad“ oder „Trenn den Müll“ wälzen das Problem auf unsere Schultern als Konsument*innenab. Allein mit solchen Konsum-Ökotipps werden wir die Klimakrise jedoch nicht eindämmen können. Der CO2-Fußabdruck vernebelt uns also den Blick fürs Wesentliche. Beim Handabdruck geht es hingegen um die großen, strukturverändernden Hebel in unserem Leben, die das Verhalten von möglichst vielen Menschen beeinflussen. Beispiel: Ich allein kann zu Hause weniger Fleisch essen. Wenn ich aber dafür sorge, dass in der Firmenkantine mehr vegane Gerichte angeboten werden, essen viel mehr Menschen weniger Fleisch. So vergrößere ich meinen Handabdruck und werde zum Multiplikator für klimafreundliches Verhalten. Solche Handabdruck-Hebel bieten sich jeder und jedem von uns im Privatumfeld, Beruf, gesellschaftlichen Engagement oder mittels unserer politischen Stimme.
 
3. Wer sollte dein Buch lesen?
 
Alle, die sich bereits grundsätzlich über die Klimakrise aufgeklärt fühlen und sich nun fragen, was sie selbst tun können. Alle, die sich ohnmächtig und hilflos fühlen und auf einen hoffnungsvollen, zündenden Impuls warten. Alle, denen eine lebenswerte Zukunft am Herzen liegt, und die ihren Kindern später einmal sagen können wollen: Ja, ich wusste in den 2020er Jahren Bescheid und ich habe getan, was in meiner Macht lag, um die Klimakrise einzudämmen.
 
4. Was ist deiner Meinung nach der hartnäckigste Mythos, wenn es um den Klimaschutz geht?
 
Oh, da fallen mir gleich drei ein: Erstens, es würde ausreichen, bloß zuhause Strom zu sparen, den Müll zu trennen und etwas klimafreundlicher einzukaufen. Statt nur unseren Fußabdruck zu verkleinern, müssen wir jedoch auch unseren Handabdruck vergrößern, um die Klimawende noch rechtzeitig zu schaffen. Zweitens, wir könnten die Klimakrise allein mit Innovation und Zukunftstechnologie lösen. Für neue Erfindungen bleibt jedoch fast keine Zeit mehr. Wir haben alle nötigen Technologien und müssen diese jetzt implementieren und skalieren. Und drittens, Klimaschutz sei zu teuer oder gefährde die heimische Wirtschaft. Das Gegenteil ist der Fall: Klimaschutz weiterhin zu verschleppen und zu verzögern wird teuer. Allein die Flutkatastrophe im Ahrtal hat 40 Milliarden Euro gekostet und innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte könnten sich die Klimaschäden in Deutschland auf sage und schreibe 900 Milliarden summieren. Und wenn Industriezweige jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Produkte und Produktionsweisen verschlafen, weil zu lange am Status Quo festgehalten wird, dann überholt uns der internationale Wettbewerb aus Asien und Nordamerika. Das ist in der Solarindustrie, Batterieproduktion und bei den E-Autos bereits passiert. Ja, für konsequente Klimaschutz-Maßnahmen braucht es jetzt große Investitionssummen, aber das ist der günstigste Weg für die Wirtschaft und uns alle.
 
5. Warum sollten wir alle mehr über das Klima sprechen?
 
Wir sollten alle viel mehr über die Klimakrise und Lösungen, unsere entsprechenden Gefühle und konkrete Handlungsoptionen sprechen, weil es enorm viel Verdrängungsarbeit kostet, das angesichts der zunehmenden Extremwetter nicht zu tun – quasi den Elefanten im Raum ständig zu ignorieren. Nur so können wir erkennen, wie vielen unserer Mitmenschen das Thema ebenfalls nahe geht, wer sich alles Gedanken macht, ebenfalls mit anpacken will, wer gute Ideen hat und eventuell selbst schon Schritte geht, von denen wir lernen können. Außerdem ist es Balsam für die Seele, seine Sorgen, Ängste und Gefühle mit klimabewussten, verständnisvollen Menschen zu teilen. 
 
6. Siehst du der Zukunft hoffnungsvoll entgegen und denkst, wir können die Klimakrise (noch) bewältigen?
 
Ich muss ehrlich sein: Das Ziel, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen, wird zunehmend unrealistisch und erste klimatische Kippunkte werden bereits instabil – wahrscheinlich werden manche bereits in den nächsten Jahrzehnten überschritten. Aber noch haben wir ein kleines Zeitfenster, um trotzdem eine lebenswerte Welt zu erhalten bzw. zu kreieren. Dieses Jahrzehnt ist dafür entscheidend. Jetzt – an diesem kritischen Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte – kommt es auf jeden Einzelnen an. Also ja: Ich habe Hoffnung – dass wir die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch abwenden werden, dass die Welt nicht im Elend, in Kriegen und Chaos versinkt. Hoffnung macht mir, dass immer mehr Menschen den Ernst und die Dringlichkeit der Lage verstehen und selbst mit anpacken. Und dass wir all die nötigen Technologien und Konzepte haben, um die Klimawende zu schaffen. Meine Hoffnung fällt jedoch nicht einfach so vom Himmel. Nein, ich muss sie mir tagtäglich erarbeiten. Hoffnung entsteht durch Handeln, nicht andersherum. Wer hingegen jetzt schon das Handtuch wirft und sagt, es ist bereits zu spät und alles verloren, die oder der macht es sich zu einfach. „Zynismus ist ein anderes Wort für Faulheit“, sagt der niederländische Historiker und Bestseller-Autor Rutger Bregmann, und dem stimme ich zu.